Wie gelingt es einer Steuerberatungskanzlei, in einem dynamischen Umfeld nicht nur zu wachsen, sondern gleichzeitig eine stabile und wertebasierte Unternehmenskultur zu entwickeln? Die BA-TAX GmbH zeigt, wie das funktionieren kann. Mit klar definierten Werten, innovativer Kanzleiführung und einem mutigen Blick auf die Zukunft gelingt es dem Team um Ulrich Britting, eine neue Art der Zusammenarbeit zu etablieren – mit Wirkung nach innen wie nach außen.

Von Anfang an anders gedacht

Die Anfänge der BA-TAX GmbH gehen auf ein Spin-off mit fünf Mitarbeitenden zurück – heute sind es rund 70. Gegründet wurde die Kanzlei von Ulrich Britting und Neele Wehmeyer, mit dem Ziel, „es anders zu machen“. Von Beginn an standen Fairness, Teamarbeit und ein moderner Dienstleistungsansatz im Fokus. „Wir wollten unsere Mitarbeitenden genauso gut behandeln wie uns selbst“, sagt Britting im Podcastgespräch mit Ulf Hausmann.
Schon früh erkannte das Team, dass eine gemeinsame Wertebasis der Schlüssel zu einem erfolgreichen Miteinander ist. „Das war natürlich eine lange Reise“, erinnert sich Britting. Zunächst eher intuitiv gelebt, wurden die Werte der Kanzlei ab 2017 schriftlich fixiert und im Team gemeinsam reflektiert und weiterentwickelt.

Kultur-Matching statt Bauchgefühl

Im Recruiting-Prozess setzt BA-TAX auf ein ungewöhnliches Tool: einen sogenannten Kultur-Matcher. Bewerbende beantworten online rund 50 Fragen zu ihrem Werteverständnis, das anschließend mit dem Kanzlei-Profil abgeglichen wird. „Wir haben festgestellt, dass es nicht darum geht, dass alle gleich ticken – sondern dass man in bestimmten Situationen ähnliche Entscheidungen trifft“, erklärt Britting. Werte wie Teamorientierung oder Lösungsorientierung sollen so nicht nur behauptet, sondern auch überprüfbar gelebt werden.

Wachstum als Herausforderung

Das starke Wachstum der Kanzlei stellte das Team zeitweise vor große Herausforderungen. Allein im Jahr 2020 stieg die Zahl der Mitarbeitenden von 35 auf 58 – und das mitten in der Corona-Pandemie. Die damit verbundene Virtualisierung und die Vielzahl neuer Kolleginnen und Kollegen führten dazu, dass das bestehende Wertegerüst unter Druck geriet. „Das hat dann am Ende drei Jahre gebraucht, bis wir das beruhigt hatten“, so Britting. Heute sei die Fluktuation wieder gesunken, das Führungsteam stabil und die Kultur spürbar gefestigt.

Kanzleiführung beginnt mit Selbstverständnis

Ein zentrales Element des Führungskonzepts bei BA-TAX ist ein klar formuliertes Selbstverständnis: Wer wollen wir als Kanzlei sein? Diese Frage wurde nicht nur von der Geschäftsführung beantwortet, sondern gemeinsam mit dem Team erarbeitet. Die Antworten fließen regelmäßig in Teammeetings ein und bilden die Grundlage für Mitarbeitergespräche und strategische Entscheidungen.
Ergänzt wird dieser Prozess durch gezielte Coaching-Programme, an denen sowohl die Geschäftsführung als auch die Führungskräfte teilnehmen. Trainings zu Kommunikation und Selbstreflexion helfen, Missverständnisse früh zu erkennen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Die Heldenreise: Tieferes Verständnis im Team

Ein besonders einprägsames Format ist die sogenannte „Heldenreise“ – ein Workshop-Konzept, das auf dem klassischen Erzählmuster basiert: Aufbruch, Herausforderung, Rückkehr mit neuem Wissen. Im Teamworkshop erarbeiten die Teilnehmenden ihre individuellen Werte und Stärken, die anschließend in einem „Superheldenbild“ festgehalten werden. Dabei geht es auch um gegenseitiges Feedback und Selbstreflexion.

„Vieles, was wir sind, liegt unter der Wasseroberfläche“, erklärt Britting. Wer die Werte der Kolleginnen und Kollegen kennt, versteht deren Verhalten besser – und kann entsprechend sensibler reagieren. Ein Beispiel: Wenn ein Teammitglied einen hohen Wert auf Pünktlichkeit legt, kann schon eine kleine Verspätung zu Spannungen führen. Wer das weiß, kann gezielter und respektvoller damit umgehen.

Nicht für jeden das Richtige – und das ist okay

Die intensive Auseinandersetzung mit Werten und Persönlichkeitsaspekten führt auch dazu, dass sich manche Mitarbeitende gegen eine langfristige Zusammenarbeit entscheiden. Das sieht Britting gelassen: „Für die Teamstruktur ist es gut, wenn Menschen merken, dass sie nicht zu uns passen.“ Gleichzeitig berichtet sie von berührenden Momenten, etwa als eine Mitarbeiterin durch die Heldenreise wieder Kontakt zu ihrem Vater aufnahm. „Das hat zwar nichts mit dem Business zu tun, aber es war trotzdem ein tolles Ergebnis.“

B-Corp-Zertifizierung als konsequente Weiterentwicklung

Ein weiterer Baustein der wertorientierten Ausrichtung ist die angestrebte B-Corp-Zertifizierung. Ziel ist es, wirtschaftlichen Erfolg nicht nur am Profit zu messen, sondern auch an sozialen und ökologischen Kriterien. Dazu gehören etwa faire Arbeitsbedingungen, nachhaltige Einkaufspraktiken oder ein respektvoller Umgang mit Mandanten und Lieferanten.
Der Prozess sei aufwendig, so Britting, aber lohnenswert: „Man erkennt, was man schon alles macht – und bekommt gleichzeitig viele neue Ideen, was man noch verbessern kann.“ Ein Beispiel ist die neue Checkliste zur Mandantenaufnahme, die neben fachlichen Aspekten auch eine Werteprüfung enthält. Mandate aus bestimmten Branchen, wie etwa Glücksspiel, lehnt die Kanzlei aus Überzeugung ab.

Technologische Offenheit als Grundhaltung

Auch technologisch versteht sich BA-TAX als Vorreiterin. „Wir haben alles ausprobiert, was es auf dem Markt gibt“, sagt Britting. Dabei wird nicht jeder Versuch zum Erfolg – aber genau das gehört zur DNA der Kanzlei. Künstliche Intelligenz, Automatisierung und kollaborative Tools werden intensiv getestet und bei Erfolg in die tägliche Arbeit integriert.
Ein neuer Schwerpunkt ist die Entwicklung eines „AI Playground“, in dem sich das Team kreativ mit KI-Anwendungen auseinandersetzt. Beim nächsten Sommer-Event wird zudem das Thema „Steuerberatung 2030“ im Zentrum stehen.

Fazit: Kanzleiführung, die mehr ist als Hierarchie

Was bei BA-TAX deutlich wird: Kanzleiführung ist dort nicht nur ein Managementinstrument, sondern ein gemeinsamer Weg. Werteorientierung bedeutet hier nicht bloß ein paar wohlklingende Worte auf der Website, sondern gelebter Alltag – mit all seinen Höhen, Tiefen und Entwicklungsschritten. Für Steuerkanzleien, die sich ebenfalls auf den Weg machen wollen, bietet dieses Beispiel viele wertvolle Impulse.

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Ulf Hausmann ist Kanzleiberater und systemischer Organisationsberater und Coach. Er war zehn Jahre Marketingleiter von Ecovis und begleitet Kanzleien in Strategie, Führung und Organisationsentwicklung. Er ist Autor und Seminarleiter für unternehmerische Themen in Steuerkanzleien, Mitglied im KI-Ausschuss der Steuerberaterkammer Niedersachsen und Mitbegründer der Tax KI Community.

Bild: Adobe Stock/Paniti

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