Unternehmenskultur Kanzleikultur

Von Martina Anzer

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt – auch für Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen. Um dem digitalen Zeitalter gewachsen zu sein, müssen Unternehmen und Kanzleien sich den neuen Gegebenheiten anpassen und in diesem Zuge auch ihre Kultur analysieren: Eine positive Unternehmenskultur, die auf Offenheit, Flexibilität, Vertrauen und Agilität basiert, ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Wir erläutern in diesem Artikel, warum eine positive Kanzleikultur so wichtig ist und geben praktische Tipps, wie Kanzleien ihre Kultur im Zeitalter der Digitalisierung erfolgreich gestalten können.

Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor

Eine positive Kanzleikultur, die auf Offenheit, Flexibilität und Agilität basiert, ist im digitalen Zeitalter ein wichtiger Erfolgsfaktor für Kanzleien – denn eine gute Unternehmenskultur trägt dazu bei, dass Mitarbeitende motiviert und produktiv arbeiten, was sich wiederum positiv auf die Mandantenzufriedenheit und die Wettbewerbsfähigkeit der Kanzlei auswirkt.

Eine offene Kanzleikultur bedeutet, dass Mitarbeitende sich trauen, ihre Meinungen zu äußern und Ideen einzubringen. Sie fühlen sich gehört und respektiert, was wiederum dazu führt, dass sie sich stärker mit der Kanzlei identifizieren und sich für deren Erfolg einsetzen. Die Digitalisierung erfordert von Kanzleien Flexibilität, um schnell auf neue Anforderungen sowie Technologien reagieren zu können. Eine agile Kultur ermöglicht es, Veränderungen schnell und effektiv umzusetzen.

Insbesondere die Generationen Y und Z, die inzwischen einen großen Teil der Arbeitskräfte ausmachen, legen Wert auf eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Eine Kanzlei mit einer positiven Kultur, die ihre Mitarbeitenden wertschätzt und unterstützt, hat bessere Chancen, junge Talente für sich zu gewinnen und langfristig zu binden.

Es ist wichtig, dass Führungskräfte aktiv daran arbeiten, eine positive Kanzleikultur zu fördern. Grundlage dafür sind die Werte der Kanzlei. Diese sollten in der Zusammenarbeit von Führung und Mitarbeitenden identifiziert, ausdefiniert und v. a. mit Leben gefüllt werden. Weiterhin sollten Führungskräfte mit Mitarbeitenden kommunizieren und ihnen Feedback geben, um sie zu motivieren und weiterzuentwickeln. Wichtig ist auch, dass die Themen, die das Management beschäftigen, Teil eines transparenten Austauschs sind. Die Mitarbeitenden sollten in die Gestaltung der Kultur einbezogen werden. Gute Möglichkeiten dafür sind regelmäßige Feedback- und Ideenaustausch-Gespräche, in denen Mitarbeitende ihre Meinungen äußern und (Verbesserungs-)Vorschläge einbringen können.

Unternehmenskultur im Wandel

Die Anforderungen des digitalen Wandels erfordern eine Anpassung der Kanzleikultur. Die Digitalisierung hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse, sondern auch auf die Art und Weise, wie Kanzleien geführt werden und wie dort gearbeitet wird. Doch wie lässt sich die Kanzleikultur anpassen?

Eine wichtige Veränderung betrifft die Arbeitsweise. Durch die Digitalisierung ist es möglich, flexibler und ortsunabhängiger zu arbeiten. Viele Kanzleien bieten ihren Mitarbeitenden inzwischen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten oder ihre Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Dies kann dazu beitragen, dass sich die Work-Life-Balance verbessert und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kommunikation. Die Digitalisierung ermöglicht es, schnell und unkompliziert zu kommunizieren. Viele Kanzleien nutzen inzwischen Messenger-Dienste wie Slack oder Microsoft Teams, um die Kommunikation unter den Mitarbeitenden zu erleichtern. Auch Videokonferenzen werden immer häufiger genutzt, um Meetings abzuhalten oder mit Mandanten und Mandantinnen zu kommunizieren. Dennoch ist es erforderlich, dass die persönliche Kommunikation bzw. Austausch, z. B. im Mitarbeiterjahresgespräch oder Teamworkshop nach wie vor genutzt wird.

Wie bereits erwähnt spielt auch die Kanzleiführung eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Kanzleikultur und der Wertedefinition. Sie sollte eine offene Kommunikation fördern und dafür sorgen, dass sich die Mitarbeitenden in die Gestaltung der Kultur und Werte einbringen können. Auch regelmäßiges Feedback und die Wertschätzung der Mitarbeitenden sind wichtige Faktoren, um eine positive Kanzleikultur zu schaffen. Führen Sie regelmäßig Mitarbeiterbefragungen oder Stimmungsbilder durch?

Ein weiterer Trend ist die zunehmende Bedeutung von Diversität und Inklusion. Viele Kanzleien setzen sich inzwischen aktiv für Vielfalt und Inklusion ein und fördern eine offene und tolerante Kultur. Eine Kanzleikultur, die Vielfalt wertschätzt und unterstützt, kann dazu beitragen, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden wohl und akzeptiert fühlen.

Praktische Tipps für die Anpassung der Kanzleikultur

Die Anpassung der Kanzleikultur an die Herausforderungen des digitalen Zeitalters kann eine Herausforderung sein. Hier sind einige praktische Tipps, die Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen bei der Gestaltung einer positiven Kanzleikultur berücksichtigen sollten:

  1. Werte definieren und leben: Wenn ein gemeinsames Verständnis zu den Werten geschaffen werden kann, wird die Wahrnehmung der Führungskräfte und Mitarbeitenden zu bestimmten Verhaltensweisen klarer. Gleichzeitig ist es einfacher, auf Basis der Werte gegenseitige Rückmeldung geben zu können.
  2. Offene Kommunikation fördern: Eine offene und transparente Kommunikation ist ein wichtiger Faktor für eine positive Kanzleikultur. Führungskräfte sollten regelmäßig mit ihren Mitarbeitenden sprechen und Feedback einholen. Auch sollten die Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, ihre Anregungen und Ideen einzubringen.
  3. Flexibles Arbeiten ermöglichen: Die Digitalisierung ermöglicht flexibleres Arbeiten. Kanzleien sollten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, von zu Hause zu arbeiten oder ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Dies kann dazu beitragen, die Work-Life-Balance zu verbessern und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen.
  4. Eine wertschätzende Kultur fördern: Mitarbeitende wollen sich geschätzt und respektiert fühlen. Eine Kultur der Wertschätzung, in der die Leistungen der Mitarbeitenden anerkannt werden, ist ein wichtiger Faktor für eine positive Kanzleikultur.
  5. Diversität und Inklusion fördern: Eine inklusive Kanzleikultur, die Vielfalt wertschätzt und fördert, kann dazu beitragen, ein offenes und tolerantes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeitende wohl und akzeptiert fühlen.
  6. Schulungen und Weiterbildungen anbieten: Die Digitalisierung erfordert neue Fähigkeiten und Kompetenzen. Kanzleien sollten ihren Mitarbeitenden Schulungen und Weiterbildungen anbieten, um sie bei der Anpassung an die neuen Anforderungen zu unterstützen.

Kanzleikultur als entscheidender Erfolgsfaktor in Zeiten der Digitalisierung

Eine positive Kanzleikultur ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen. Die Digitalisierung stellt Kanzleien vor neue Herausforderungen, bietet aber auch Möglichkeiten, ihre Kanzleikultur zu verbessern. Eine offene Kommunikation, Flexibilität, Wertschätzung, Diversität und Inklusion sowie Schulungen und Weiterbildungen sind Schlüsselfaktoren für eine positive Kanzleikultur im digitalen Zeitalter. Indem Kanzleien diese Aspekte berücksichtigen und aktiv fördern, können sie sich als attraktive Arbeitgeber positionieren und die Zufriedenheit und das Engagement ihrer Mitarbeitenden steigern.

Weitere Beiträge

Martina Anzer ist eine der Gründerinnen der twinnovativ GmbH Managementberatung und verantwortet die Sparte Kanzleieinwicklung für Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, veränderungsoffene Kanzleien mit dem systemischen Ansatz zu unterstützen, sodass sie für die Zukunft gut aufgestellt sind und gleichzeitig zu mehr Planbarkeit, mehr Zeit und mehr Rentabilität kommen.

Bild: Adobe Stock/©bonezboyz

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