tax prompt engineer

Von Jens Henke

ChatGPT und Co. haben ein neues Berufsfeld geschaffen: das des Tax Prompt Engineers. Denn nur wer gut „promptet“, kann auf vielfältige Weise von den KI-Chatbots profitieren. Und so gibt es erste Weiterbildungen in diesem Bereich, um Steuerexpert:innen fit für die individuelle Nutzung generativer KI zu machen. Im Interview mit StB und Referent Jens Henke wollten wir wissen, welche Bedeutung Tax Prompt Engineering für Steuerkanzleien hat und was einen Tax Prompt Engineer ausmacht.

Herr Henke, können Sie zunächst einmal erklären, was man sich unter einem „Tax Prompt Engineer“ vorstellen kann und welche Chancen sich dadurch für Steuerkanzleien ergeben?

Ein Tax Prompt Engineer ist in der Lage, den Arbeitsalltag in Steuerberatungskanzleien mittels generativer KI zu optimieren. Denn wir stehen ganz am Anfang einer großen Entwicklung und es gibt erste branchenbezogene Lösungen, mit denen sich Steuerkanzleien auseinandersetzen sollten. Es ist natürlich einfacher, mit diesen Lösungen zu arbeiten wenn man über die Methodenkenntnisse des Prompt Engineerings verfügt. Denn nur, wenn der Prompt passt, bekomme ich auch ein Ergebnis, mit dem ich arbeiten kann. Tax Prompting gehört also heute und in Zukunft genauso zu unserem Handwerkszeug, wie früher das Wissen, wie man eine Rechenmaschine bedient.

Der Lehrgang zum Tax Prompt Engineer richtet sich an alle Funktionen in der Kanzlei, unabhängig von Hierarchie und Erfahrung. Wir vermitteln das notwendige Methodenwissen, um die für die eigene Arbeit notwendigen Prompts formulieren zu können. Das bedeutet: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen nicht mit den 1.000 schönsten Steuerprompts nach Hause, sondern verfügen über gute methodische Kenntnisse, sich generative KI im Arbeitsalltag selbst zu erschließen. So ermöglichen wir Kreativität und Dynamik.

Was ist Prompting?

Prompting im Kontext generativer KI bezieht sich auf den Prozess, bei dem Nutzer:innen spezifische Anweisungen oder Beschreibungen (Prompts) an ein KI-System wie ChatGPT geben. Diese Prompts lenken die KI bei der Erstellung von Inhalten, seien es Texte, Bilder oder Musik. Effektives Prompting erfordert oft präzise und detaillierte Formulierungen, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen und die Kreativität oder analytischen Fähigkeiten der KI optimal zu nutzen.

Können Sie konkrete Einsatzgebiete eines Tax Prompt Engineers in der Kanzlei beschreiben?

Manche Absolventinnen und Absolventen nutzen die erworbenen Kenntnisse, um Recherchen für Schriftsätze zu beschleunigen. In den Sekretariaten werden die Kenntnisse genutzt, um die Schriftguterstellung zu optimieren oder E-Mail-Antworten vorzuformulieren. Ebenso gibt es Absolventinnen und Absolventen, die mit den Möglichkeiten der Datenanalyse experimentieren oder daran arbeiten, Präsentationen und Berichte durch KI-generierte Bilder und Grafiken zu optimieren. Auch der Prozess der Personalgewinnung lässt sich von der Erstellung von Stellenprofilen und Stellenanzeigen bis hin zur Vorbereitung von Einstellungsgesprächen durch generative KI begleiten. Allein die Methodenkenntnisse sorgen also für vielfältige kreative Ideen.

Wer sollte sich in diesem Bereich weiterbilden und für welche Kanzleien ist das Thema besonders relevant?

Wie bereits skizziert, sind die Einsatzfelder generativer KI sehr vielfältig. Entsprechend sind die Kenntnisse zu Einsatzmöglichkeiten und Nutzung von KI-Chatbots für alle Kanzleibereiche wichtig.

Ebenso wichtig sind kanzleiinterne Regelungen, wer welche Inhalte mittels generativer KI erstellen darf, wie der Review-Prozess gestaltet ist und welche Dokumentation erforderlich ist. Denn: Generative KI ersetzt nicht die eigene Fachkompetenz; neben den Kenntnissen zum Prompt Engineering ist auch die passende Fachkompetenz notwendig, um ein gutes Ergebnis erzielen zu können. Wie man diese kanzleiinternen Prozesse gestaltet und sinnvolle Regeln definiert, vermitteln wir ebenso im Rahmen des Lehrgangs.

Welche Rolle spielt KI aus Ihrer Sicht in der Zukunft der Steuerberatung?

Auch in der Steuerberatung spielt KI bereits eine wichtige, denken wir nur an Anwendungen, wie DATEV Unternehmen online oder den DATEV Automatisierungsservice Rechnungen oder auch bei Mandantinnen und Mandanten genutzte Lösungen wie Lexoffice. Mit maschinellem Lernen und Bilderkennung wird dort seit Jahren KI eingesetzt.

Generative KI, wie wir sie von ChatGPT, Google Bard und anderen Lösungen kennen, kann uns helfen, unsere Arbeit rationeller zu gestalten, insbesondere durch ein optimiertes Wissensmanagement und einfachere Möglichkeiten der Datenanalyse und -präsentation.

Dadurch kann generative KI schnell wichtiger Bestandteil unserer Kernprozesse werden. Denken wir z. B. an Microsofts Copilot, der derzeit ausgerollt wird und ChatGPT in die Office-Welt integriert. Dies ist natürlich eine große Chance, aber – und das müssen wir als Berufsstand genauer beleuchten – auch ein Abhängigkeitsrisiko. Hier brauchen wir eine zügige ergebnisoffene Diskussion und einen gemeinsamen Ansatz im Beruf. Um diese Diskussion fundiert führen zu können, brauchen wir das notwendige Wissen in der Breite.

Vielen Dank für das Interview, Herr Henke!

Teilnehmerstimmen des Lehrgangs Generative KI in der Steuerberatung/Tax Prompt Engineer der FSB GmbH:

„Meine Motivation zur Teilnahme an dem Seminar begründete sich darin, dass ich eine spezielle Einführung in dieses Thema im Hinblick auf die Nutzung in Steuerkanzleien gesucht habe. Ganz wichtig waren für mich im Nachgang auch die verfahrensrechtlichen Hinweise (Nutzungsvorgaben für die Kanzlei, wer darf was, wer prüft, wie wird dokumentieret).

Die Bedeutung der KI für unsere Praxis wird deutlich zunehmen. Es wird uns die Recherche zu Steuerthemen erleichtern und unsere Beratung effizienter machen. Ich könnte mir auch vorstellen, Chatbots für das Mitarbeiter-Onboarding einzusetzen und damit eine Erleichterung, sowohl für den neuen Mitarbeitenden, als auch für die Kanzlei zu erreichen.“

„Meine Motivation vor der Teilnahme am Lehrgang war, mein Interesse an neuen Technologien zu vertiefen. Da ich bereits mit gängigen KIs experimentiert hatte, hatte ich am Anfang Bedenken, dass der Kurs zu oberflächlich sein könnte. Doch diese erwiesen sich als unbegründet. Herr Henke hat einen hervorragenden Deep Dive durchgeführt.

Gängige Large Language Models haben in meiner Praxis nicht wirklich Auswirkungen. Aus Datenschutzgründen müssen wir hierbei äußerst vorsichtig sein. Allerdings nutze ich mittlerweile das Prompting-Erlebnis in anderen KI-Modellen. Die SAP und ihre Partner haben bereits zwei KI-Modelle zur Steuerung und Analyse von betriebswirtschaftlichen Prozessen in ERP-Systemen entwickelt. DeepL Write unterstützt mich besonders bei der internationalen Kommunikation und bei der Verbesserung meines Sprachstils.“

Zum Lehrgang der FSB GmbH

Jens Henke studierte Wirtschaftsrecht und Steuerwissenschaften. Seit 2010 ist er Steuerberater und leitet seit 2014 die Niederlassung Berlin-Westend der DBB DATA. Er ist Vizepräsident des Steuerberaterverband Berlin-Brandenburg und befasst sich außerdem seit vielen Jahren mit der digitalen Prozess- und Unternehmensentwicklung.

Bild: Adobe Stock/©Looker_Studio

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