kanzleipakt

Die Digitalisierung stellt Steuerkanzleien vor große Herausforderungen – und eröffnet zugleich enorme Chancen. Doch wer allein versucht, komplexe Themen wie Automatisierung, Künstliche Intelligenz oder Prozessoptimierung zu stemmen, stößt schnell an Grenzen. Genau hier setzt der Kanzleipakt an: ein Netzwerk innovativer Kanzleien, das Ressourcen, Wissen und Umsetzungskraft bündelt. Im Interview sprechen die Gründer Ulf Hausmann und Carsten Schulz über die Entstehung der Initiative, den konkreten Mehrwert für Mitgliedskanzleien – und warum Kooperation statt Konkurrenzdenken der Schlüssel für die Steuerkanzlei der Zukunft ist.

Wie kam es zur Gründung von Kanzleipakt – und was war euer Antrieb?

Ulf: Die Gründung des Kanzleipakts war eine strategische Antwort auf eine Entwicklung, die viele Kanzleien zunehmend unter Druck setzt: Digitalisierung, Automatisierung, Fachkräftemangel und der Eintritt kapitalkräftiger Wettbewerber verändern das Spielfeld der Branche.

Carsten: Die Idee entstand in der HSP GRUPPE. Mit fast 100 Kanzleien im Rücken verfügen wir über einen einzigartigen Fundus an Innovationsideen – und den klaren Anspruch, sie schneller denn je auf die Straße zu bringen. Genau hier setzt der Kanzleipakt an: Als InnovationsAllianz führender Kanzleien bündeln wir Budget, Expertise und Umsetzungspower, um gemeinsam den Turbo einzuschalten und Ergebnisse zu realisieren, die jede Kanzlei allein nicht in dieser Geschwindigkeit erreichen könnte.

Was genau erwartet eine Kanzlei, wenn sie bei euch mitmacht?

Ulf: Mitglieder profitieren von einem klar strukturierten Ansatz, Innovationen wie Automatisierung und KI-Nutzung gemeinsam zu entwickeln. Grundlage sind Prozessdaten, die wir mit dem Kanzleipakt ControllingTool Insight aus DATEV EO Comfort und weiteren DATEV-Quellen gewinnen.

Carsten: Je nach Mitgliedschaftsstufe – Insight oder Engage – erhalten Kanzleien u. a. Zugriff auf das Controlling‑Tool, anonymisierte KPI‑Vergleiche und – als Engage‑Mitglieder – ein Mitspracherecht bei der Priorisierung zukünftiger Entwicklungsprojekte. Daraus ergeben sich drei zentrale Vorteile:

  1. Ressourcen sparen: Kanzleipakt übernimmt das Projektmanagement. Fachkompetenz sichern wir über ein Advisory Board und unsere Entwicklungspartner, mit u. a. den DATEV-Schnittstellen-Experten Jonas Becher und Johannes Pfeiffer sowie dem ehemaligen ETL-IT-Vorstand Björn Waide.
  2. Investitionshebel: 20 Engage‑Mitglieder verzwanzigfachen, 50 verfünfzigfachen das Investitionsvolumen – eine Schlagkraft, mit der wir dann auch gegenüber Private Equity‑finanzierten Wettbewerbern mithalten können.
  3. Kooperatives Denken: Niemand muss Digitalisierung und Kanzleientwicklung mehr allein stemmen; der Kanzleipakt bietet kollegialen Austausch auf hohem Niveau, mit Mitglieder-Calls, Webinaren und einer Kollaborationsplattform.

Was unterscheidet eine Kanzlei, die Teil von Kanzleipakt ist, von einer, die allein digitalisiert?

Carsten: Wir sprechen Kanzleien an, die die Möglichkeiten von DATEV bereits weitgehend ausschöpfen und offen für Kooperation sind. Aus meiner Erfahrung aus der HSP-Gruppe wie auch meiner Tätigkeit für den Berufsstand – beispielsweise als Mitglied des Vorstandes der Steuerberaterkammer Niedersachsen KdöR – weiß ich, dass es zahlreiche Kolleginnen und Kollegen gibt, die so denken.

Ulf: Wir setzen auf Kanzleien, die bei Digitalisierung, Automatisierung und KI-Nutzung vorne mitspielen wollen. Fachliches Prozesswissen aus der Innensicht der Kanzlei ist neben der Technik unerlässlich, um Innovationen rentabel umzusetzen.

Euer Netzwerk spricht auch viel über KI. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei euren Mitgliedern schon heute?

Ulf: In Gesprächen mit rund 25 potenziellen Mitgliedern zeigt sich: Die notwendige technische Investition in KI‑ und Automatisierungsprojekte ist für einzelne Kanzleien wirtschaftlich wie fachlich kaum zu stemmen. Das Interesse ist ungebrochen, die Relevanz wird erkannt und innovative Kanzleien treiben die Nutzung von KI-Lösungen aktiv voran.

Carsten: Dieses Jahr erlebt das Thema KI in der Steuerberatung einen weiteren Schub. Innovative Kanzleien setzen auf Automatisierungstools wie Power Automate oder schaffen datenschutzkonforme Umgebungen für ChatGPT. In der HSP-Gruppe nutzen wir bereits seit zwei Jahren ChatGPT Enterprise und verzeichnen von Beginn an deutliche Zeiteinsparungen.

Und zuletzt: Was wünscht ihr euch für die Steuerberatung der Zukunft?

Carsten und Ulf: Eine Branche, die vorausschauend handelt, Mut zur Veränderung zeigt und neue Wege gemeinsam geht. Standardisierung und Automatisierung sollen Freiräume für nutzenstiftende Beratung schaffen. Entscheidend ist eine kooperative Haltung statt Einzelkämpferdenken – so lässt sich gemeinsam mehr bewegen.

Interesse beim Kanzleipakt mitzumachen?

Weitere Vorteile des Kanzleipakts und Informationen, wie Sie mitmachen können, erhalten Sie auf der Website. 

Weitere Beiträge

Ulf Hausmann, MBA, ist geschäftsführender Gesellschafter der Kanzleipakt GmbH, einer Entwicklungsgemeinschaft mittelgroßer Steuerkanzleien, die als Inkubator für Automatisierung und KI in der Steuerberatung wirkt. Er begleitet Kanzleien bei der strategischen Neuausrichtung und unterstützt sie beim gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Kanzleiprozessen. Er ist Mitglied im KI-Ausschuss der Steuerberaterkammer Niedersachsen und Mitbegründer der Tax KI Community.

Carsten Schulz

Carsten Schulz ist seit 2004 Steuerberater und Gründer der HSP GRUPPE, eines Kanzleinetzwerks mit rund 100 Standorten bundesweit. Vom Anbeginn seiner Laufbahn segelt er hart am Wind der Brancheninnovation. Neben unternehmerischem Erfolg, hat er auch stets die Fortentwicklung des gesamten Berufsstands im Blick.