Von Noah Schmuck
Der Fachkräftemangel ist besonders in den steuerberatenden Berufen sehr präsent. Zwei von drei Kanzleien suchen gute Steuerfachkräfte, jedoch finden nur die wenigsten diese dann tatsächlich. Die Folge ist Frust, Stress und Umsatzverlust. Wie Sie dem Fachkräftemangel mit Social Media-Recruiting entgegenwirken und zeitnah gute Steuerfachkräfte für Ihre Kanzlei gewinnen können, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Es gibt im Grunde gar keinen Fachkräftemangel
Vorab möchte ich einmal deutlich machen, dass die zahlenmäßige Situation gar nicht so fatal ist, wie sie scheint. Laut der aktuellen offiziellen Berufsstatistik in der Steuerberatung gab es kaum einen Rückgang an Steuerfachkräften in den letzten Jahren. Tendenziell nimmt die Zahl der Steuerfachangestellten zwar ab, jedoch nur in geringem Ausmaß.
Vielmehr ist es eine andere Variable, die das Recruiting in dieser Branche für viele so schwierig macht: die Digitalisierung. Die Kandidatinnen und Kandidaten von heute haben ganz andere Ansprüche an ihren Arbeitgeber als früher und sind auf ganz anderen Plattformen erreichbar. Wenn Ihre Kanzlei also nicht Ebner Stolz, EY, Deloitte, KPMG oder PwC heißt, dann sind Zeitungsanzeigen und klassische Jobportale/Jobbörsen für Sie praktisch tote Medien.
Wo also erreichen Sie potentiell passende Kandidatinnen und Kandidaten für Ihre Kanzlei?
Auf Social Media-Kanälen! Mit den vier großen Plattformen LinkedIn, Xing, Facebook und Instagram zusammengenommen, können Sie nahezu die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland erreichen. Diese Methode nennt sich Social Media-Recruiting.
So ist der Fachkräftemangel „besiegbar“
Fachkräftemangel ist häufig ein Ausdruck von Ideenmangel. Das heißt, es gibt potenziell wechselwillige Fachkräfte, die bei Ihnen sehr glücklich werden würden. Jedoch sind Sie erstens nicht für diese sichtbar und zweitens fallen Sie nicht auf und gehen in der Masse an Angeboten unter.
Heutzutage ist es jedoch wichtig, sich und seine Kanzlei authentisch zu präsentieren. Stellenangebote mit Steuerfachangestellter (m/w/d) gibt es wie Sand am Meer und es gibt häufig keinen offensichtlichen Grund, warum sich jemand genau bei Ihnen bewerben sollte.
Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Welche Zielgruppe sollten wir mit einer Anzeige ansprechen und wie? Generell gibt es drei relevante Schritte, die zu erledigen sind, um erfolgreich in der Steuerberaterbranche zu rekrutieren:
1. Schritt: Markt vergrößern und zielgerichtetes Personalmarketing mit Social Media-Recruiting
Wie bereits angedeutet, ist es schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden, die sich nicht bereits in einer Festanstellung befinden. Verlagern Sie Ihre Suche von Fachkräften also auf neue Märkte. 10 Prozent der Kandidatinnen und Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt sind arbeitssuchend. Diese Menschen bewerben sich in Massen auf gängigen Jobportalen wie Monster, Stepstone, Indeed oder klassischen Jobbörsen. Es sind also sehr wenige Menschen, die wir über diese Kanäle erreichen können. Dieses Potenzial von 10 Prozent lässt sich auf insgesamt 70 bis 80 Prozent des Arbeitsmarktes erhöhen, indem auch berufstätige Kandidatinnen und Kandidaten angesprochen werden. Denn es gibt es viele potenziell wechselwillige Kandidatinnen und Kandidaten, die nach einer Verbesserung, stärkerer Wertschätzung und Weiterentwicklungsmöglichkeiten streben.
Und wie erreichen Sie gezielt viele Fachkräfte in der Steuerberaterbranche? Social Media-Recruiting ist eine Lösung. Hierbei kann durch KI-Targeting und Eingrenzung der Anzeigenauslieferung sehr genau bestimmt werden, wer das Stellengesuch sieht.
2. Schritt: Arbeitgebermarke identifizieren und präsentieren
Wenn man es nun geschafft hat, von den richtigen Leuten gesehen zu werden, muss man es im nächsten Schritt schaffen, dass die eigene Kanzlei heraussticht, sodass Kandidatinnen und Kandidaten wirklich in Erwägung ziehen, sich bei Ihnen zu bewerben. Zwei von drei Kanzleien in Deutschland suchen gute Leute, aber nur die wenigsten bekommen sie. Es ist utopisch zu glauben, dass man mit der Standard-Stellenanzeige von vor zehn Jahren schnell gute Fachkräfte finden kann.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Die meisten Stellenangebote unterscheiden sich kaum voneinander, wieso sollte sich ein Bewerber bzw. eine Bewerberin also für Ihre Kanzlei entscheiden? Unterscheidung und authentische Darstellung der Arbeitgebermarke ist essentiell.
Um erfolgreich gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, muss man eine Identität als Kanzlei haben und klare Werte und Visionen öffentlich präsentieren. Wenn man diese kommuniziert und authentische Texte sowie authentische Bilder von echten und glücklichen Mitarbeitenden zeigt, dann haben Social Media-Recruiting-Kampagnen Erfolg.
3. Schritt: Bewerbungsprozess effizient und modern gestalten
Zu guter Letzt ist es wichtig, dass der Bewerbungsprozess an die aktuelle Arbeitnehmermarktlage und die heutige Zeit angepasst wird. 50 Prozent der latent unzufriedenen Fachkräfte bewerben sich nicht woanders, weil die Hürden in puncto Bewerbungsmaterialien, wie Fotos, Zertifikate und Lebenslauf aktualisieren, zu hoch sind. Es stellt sich die Frage: Wie viel sagen diese Dokumente wirklich über einen Menschen aus?
Des Weiteren ist es wichtig, auf die optimale mobile Darstellung zu achten, denn 80 Prozent der heutigen Bewerberinnen und Bewerber informieren sich am Handy über Jobangebote.
Es lohnt sich also, den Prozess Bewerberinnen und Bewerber im ersten Schritt einfacher und schneller zu gestalten, z. B. durch ein simples Kontaktformular, mit dem nur die nötigsten Fragen gestellt und Kontaktinformationen eingeholt werden. Im Anschluss wird der Bewerber bzw. die Bewerberin schnellstmöglich persönlich kontaktiert. So gelingt es, schnell den Kontakt zu einem interessanten Kandidaten bzw. einer interessanten Kandidatin herzustellen und zu zeigen, wie der neue Job aussehen könnte. Sind weitere Daten und Unterlagen nötig, können diese im Anschluss nachgereicht werden.
Wenn Sie diese drei Schritte berücksichtigen, erfüllen Sie alle Punkte für ein solides Recruiting-Konzept.
Fazit: Mit Authentizität und Individualität zu neuen Mitarbeitenden
Recruiting in der Steuerberaterbranche hat sich verändert. Wir befinden uns in einem Arbeitnehmermarkt, bei dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Auswahl ihres Arbeitgebers ganz genau hinschauen. Hinter jeder Arbeitskraft steckt ein Mensch mit Wünschen und Bedürfnissen. Diese müssen wir verstehen und ansprechen. Der häufigste Fehler ist, mit fehlendem Mut oder fehlendem Know-how in die Sichtbarkeit zu gehen und sich von der klassischen 08/15-Kanzlei nicht zu unterscheiden. Authentizität und Individualität zahlen sich aus. Zeigen Sie, wer Sie sind, was Sie antreibt und für was Sie stehen.
Tipps für erfolgreiche Mitarbeitergewinnung:
- Welche Jobvorteile bieten Sie Ihren Mitarbeitenden?
- Finden Sie heraus, welche Werte und welche Mission hinter Ihrer Kanzlei stehen und präsentieren Sie Ihre authentische Arbeitgebermarke öffentlich.
- Arbeiten Sie ein kluges Bewerberprofil aus und erreichen Sie auch passende Kandidat:innen, die sich in einer Festanstellung befinden.
- Integrieren Sie eine einfache und moderne Bewerbungsfunktion.
- Nehmen Sie sich täglich vor, ein offener und empathischer Arbeitgeber zu sein, denn damit formen Sie automatisch ein tolles Image für Ihre Kanzlei.
Foto: Adobe Stock/VideoFlow
Noah Schmuck ist Gründer und Geschäftsführer von Eifel-Effizienz Marketing. Die Agentur ist auf die digitale Personalgewinnung für Steuerberater:innen sowie ähnliche Kammerberufe spezialisiert und nutzt moderne Strategien, um direkte Initiativbewerbungen von qualifizierten Fachkräften für ihre Kunden zu gewinnen.
- Keine weiteren Beiträge.